Keine Kommentare

Für PC starker Aufschwung erwartet, insbesondere in Fernost

Das Schlimmste ist für den weltweiten Polycarbonatmarkt überstanden, mit deutlichen Anzeichen einer Belebung sogar am Ende des ersten Quartals 2004.

Dieser Erholung gingen zwei Jahre zaghaftes Wachstum und ein extremer Preisverfall aufgrund von Überkapazitäten voraus. Hohe Rohstoff- und Energiekosten drückten auf die Margen, und insbesondere der starke Preisdruck zwang die Hersteller von Polycarbonat (PC), ihre Investitionen in den Kapazitätsausbau zu drosseln oder zu verschieben. Diese Entwicklung wirkt sich nun auf den Markt aus und die vorhandenen PC-Kapazitäten werden die Nachfrage im Jahr 2005 nicht decken können.

Positiv auf den aktuellen Aufschwung wirkt sich aus, dass der weltweite PC-Markt in den nächsten Jahren mit einem stabilen Wachstum von rund 8 % pa voraussichtlich wachsen wird. Der weltweite PC-Verbrauch im Jahr 2005 wird auf 2,7 Millionen Tonnen geschätzt. Die Wachstumsraten im asiatisch-pazifischen Raum inklusive China werden die 10 %-Marke deutlich übersteigen und in China sogar auf 18 % steigen. Daher werden sich die Investitionen in den kommenden Jahren auf diese Region konzentrieren.

Im Frühjahr 2005 eröffnete Teijin die erste Stufe eines PC-Werks in Jiaxing in der ostchinesischen Provinz Zhejiang mit einer Jahreskapazität von 50.000 Tonnen. Es ist geplant, die Kapazität der Anlage im nächsten Jahr um weitere 50.000 Tonnen zu erweitern. Die Bayer MaterialScience AG investiert derzeit 450 Millionen US-Dollar in eine PC-Produktionsanlage in Caojing bei Shanghai. Die erste Ausbaustufe mit einer Jahreskapazität von 100.000 Tonnen PC der Marke Makrolon soll Anfang 2006 in Betrieb gehen. Statt wie ursprünglich geplant 2009 soll die Kapazität bis 2007 auf 200.000 Jahrestonnen ausgebaut werden.

PC-haltige Legierungen werden in den nächsten Jahren ihre Position als wichtigste Blend-Klasse festigen. Sie hatten im Jahr 2004 ein weltweites Marktvolumen von rund 590.000 Tonnen und werden voraussichtlich jährlich um 6 bis 7 % wachsen. Darüber hinaus wird im asiatisch-pazifischen Raum aufgrund der boomenden IT-Industrie in Fernost ein überdurchschnittliches Wachstum erwartet. Bayer MaterialScience hat deshalb Mitte 2005 in Caojing eine Anlage zum Compoundieren von PC und PC-Blends in Betrieb genommen. Die Anlage hat eine Jahreskapazität von 40.000 Tonnen.

Die primären Anwendungen für den PC werden sich langfristig ändern. Im Jahr 2004 war die optische Datenspeicherung mit 32 % der Produktion die wichtigste Anwendung für PCs. Von 2000 bis 2004 verzeichnete der Markt für CD- und DVD-Formate jährliche Wachstumsraten von 20 % und verdoppelte sich auf rund 800.000 Tonnen. Die Nachfrage nach PC für optische Speichermedien wird nach neuesten Erkenntnissen jedoch voraussichtlich um das Jahr 2010 ihren Höhepunkt erreichen. Andere Speichermedien werden zunehmend an Bedeutung gewinnen und es wird zu langfristigen Veränderungen im Verbraucherverhalten gegenüber diesen Speichermedien kommen (verursacht meist durch internetbasierte Produkte). Neue Anwendungen für PC werden dann immer wichtiger, z. B. Automobilverglasung, Displaytechnik für größere Monitore (LCD) und neue Lichtquellen wie LEDs und maßgeschneiderte PC-Blends für die IT- oder Automobiltechnik.

Automotive: Mehr Anwendungen

Auch der Automobilbau wird 2005 für überdurchschnittliche Wachstumsimpulse sorgen. PC hat sich bereits als geeigneter Werkstoff für Automobilverscheibungen etabliert. Dies zeigt sich in der Entwicklung und aktuellen Produkten, darunter das Smart-Modell, forfour. Es verfügt über PC in den hinteren Seitenfenstern, wie sie in früheren Smart-Modellen verwendet wurden, aber auch im vorderen Teil des rund 1 m2 großen Panoramadachs.

Exatec 900 ist ein Hochleistungssystem, das eine kostengünstige Produktion von abrieb- und witterungsbeständigen PC-Verglasungen ermöglicht. Die Technologie von Exatec, einem Joint Venture von GE Advanced Materials und Bayer MaterialScience, soll erstmals in einer neuen PC-Fertigungsanlage zum Einsatz kommen, die Peguform Bohemia in Tschechien errichten wird. Beide Unternehmen haben diese Entwicklung im Rahmen einer strategischen Partnerschaft im März 2005 vereinbart.

Darüber hinaus werden maßgeschneiderte PC-Blends im Automobilbau eine immer wichtigere Rolle spielen. So werden beispielsweise besonders leicht fließende PC/ABS-Typen für die Herstellung extrem dünner Innenverkleidungen in der Dünnwandtechnik immer stärker nachgefragt. Diese Materialien sind hitzebeständiger als Polypropylen und ABS, ergeben weniger kratzanfällige Bauteile und weisen auch bei niedrigen Temperaturen eine hohe Zähigkeit auf.

Wenn es um Innenanwendungen geht, haben die Hersteller strengere Bewitterungs- und Alterungsanforderungen für Thermoplaste. Bayer MaterialScience hat auf diesen Trend reagiert und unter anderem ein verstärktes Blend aus PC, Styrol-Acrylnitril-Copolymer (SAN) und einem Spezialkautschuk entwickelt. Auch für die Herstellung von Instrumententafeln, wie sie beispielsweise im neuen Ford Focus C-MAX zu sehen sind, eignet sich der Werkstoff hervorragend.

Auch im Karosseriebau gewinnen PC-Blends immer mehr an Bedeutung. Ein neues unverstärktes, elastomermodifiziertes PC/PET-Blend wird zunehmend in Kühlergrills mehrerer deutscher Fahrzeugmodelle eingesetzt.

Die Entwicklung von Autoscheinwerfern tendiert zu Designs, die hochhitzebeständige Scheinwerfereinfassungen erfordern. Auch Bayer MaterialScience rechnet für die Zukunft mit zweistelligen Mengenzuwächsen für neue, besonders leichtfließende und metallisierbare, formstabile Typen seines Hochtemperatur-Copolycarbonats Apec.

Etwa 95 % aller Scheinwerferlinsen werden derzeit aus PC hergestellt, wobei der jährliche PC-Verbrauch für diese Anwendung bei etwa 60.000 Tonnen liegt.

E/E: PC-Mischungen auf dem Vormarsch

Mit einem Marktanteil von rund 22 % war die Elektro-/Elektronikbranche im Jahr 2004 das zweitgrößte Anwendungsgebiet für PC. Die Nachfrage nach halogenfreien, flammgeschützten Thermoplasten in diesem Anwendungsbereich wird voraussichtlich steigen. Hintergrund dieses Wachstums ist die EU-Gesetzgebung in Form der Richtlinien WEEE (Waste Electrical and Electronic Equipment) und RohS (Restriction of the Use of Hazardous Substances in Electrical and Electronic Equipment), die Hersteller künftig zur Sammlung und Entsorgung verpflichten von elektrischen und elektronischen Geräten kostenlos. Kunststoffe, die bestimmte bromierte Flammschutzmittel enthalten, werden seit August 2005 separat entsorgt. Hersteller suchen daher nach alternativen halogenfreien Materialien, um höhere Entsorgungskosten zu vermeiden. In der Folge werden halogenierte HIPS- und ABS-Materialien durch halogenfreie, flammgeschützte PC-Blends ersetzt. Beflügelt wird dieser Prozess auch durch strengere Prüfkriterien für Umweltzeichen, beispielsweise für Flammschutz bei Computergehäusen.

Halogenfrei flammgeschützte PC-Typen werden vereinzelt eingesetzt, etwa bei der Herstellung eines transparenten Zwischenrahmens für einen Plasma-Flachbildfernseher von Philips.

Die zunehmende Miniaturisierung elektrischer Komponenten treibt den Prozess, HIPS und ABS durch PC/ABS zu ersetzen, zumal höhere Hitzebeständigkeit und dünnere Wandstärken gefordert werden. Der gezielte Einsatz der Nanotechnologie hat beispielsweise zu gefüllten PC/ABS-Typen mit höherem Modul und verbesserter Flammwidrigkeit geführt, wodurch extrem steife Formteile mit sehr dünnen Wandstärken hergestellt werden können.

Gehäuseteile für Laptops und Notebooks werden heute noch häufig aus Magnesiumlegierungen hergestellt.

Allerdings verschleißen die Formen schnell, was zu höheren Kosten führt. Als alternatives Material machen sich nun talkumgefüllte PC/ABS-Typen einen Namen. Sie produzieren steifere und zähere Bauteile mit hochwertigen Oberflächen und erfüllen mit ihren halogenfreien Flammschutzeigenschaften die entsprechenden Brandschutznormen.

Eine weitere neue Anwendung für den zweistellig wachsenden PC sind dünne Lichtstreufolien für Flachbildschirme. Das Licht wird mit Hilfe spezieller Pigmente gestreut. Gießfolien aus Copolycarbonat der Marke Apec werden seit kurzem als Verzögerungsfolien für Flachbildschirme und LCDs verwendet.

Optical Discs: Größere Diversifizierung

Der Markt für optische Datenspeicher entwickelt sich zu einer stärkeren Diversifizierung. Klassische CD-Audio/ROM machten im Jahr 2000 rund 80 % des Marktes aus. Bis 2004 schrumpfte dieser Anteil jedoch auf fast ein Drittel, mit vorbespielten DVDs (DVD-Video, -ROM und -Audio) sowie beschreibbaren und wiederbeschreibbaren CD/DVD-Formaten zwei Drittel des Marktes erobern.

Hersteller prognostizieren, dass Kunststoffplatten für die Bauindustrie ein weltweites Wachstum von 6 % pro Jahr verzeichnen werden. Der weltweite Bedarf lag 2004 bei 350.000 Tonnen und soll nach aktuellen Prognosen 2008 die 400.000-Tonnen-Marke übersteigen. Massivplatten haben einen Anteil von 60 %, Stegplatten 30 %. Die restlichen 10 % entfallen auf Wellbleche und Paneele. Für Massiv- und Stegplatten wurden coextrudierbare UV-Konzentrate entwickelt, die im Außenbereich für einen wirksamen UV-Schutz sorgen. Verzweigte PC-Typen, die nicht-newtonsche Fließeigenschaften aufweisen, werden in extrudierten Stegplatten immer wichtiger.

Der PC-Verbrauch für medizinische Artikel soll wie in den Vorjahren weiter dynamisch wachsen. Der Verbrauch lag 2004 bei 75.000 Tonnen. Die Nachfrage nach strahlensterilisierbaren und farbstabilen PC-Varianten steigt überdurchschnittlich stark an. Gammastrahlung wird zunehmend der Sterilisation mit überhitztem Dampf oder Ethylenoxid vorgezogen.

Die Selbstmedikation spielt eine immer wichtigere Rolle im Gesundheitssystem, da versucht wird, Kosten zu sparen. Die entsprechende Ausrüstung muss daher eine lange Lebensdauer haben. Mechanische Funktionsteile für Inhalatoren zur Behandlung von Atemwegserkrankungen werden zunehmend aus ultrasteifen, schlagfesten PC-Varianten gefertigt. PC bleibt das Material der Wahl für die Herstellung von Dialysegeräten, Blutoxygenatoren und Leitungselementen wie Dreiwegeventilen.

Das Geschäft mit blasgeformten 5-Gallonen-PC-Wasserflaschen wächst stark, mit überdurchschnittlicher Nachfrage aus Asien. Der Heimgebrauch in Europa von ähnlichen Wasserspendern stellt zunehmende Anforderungen an das Design und die Farbe der Flaschen. Auch in Entwicklungs- und Schwellenländern steigt die Nachfrage nach PC-Flaschen zusehends – insbesondere um dünn besiedelte oder infrastrukturschwache Regionen zuverlässig mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.

Weltweit wurden 2004 mehr als 85.000 Tonnen PC für diesen Zweck verarbeitet, bis 2007 sollen es voraussichtlich rund 100.000 Tonnen sein.

Ein Grund für diesen Anstieg ist die deutlich verbesserte Lebensdauer von PC-Flaschen im Vergleich zu ihren Pendants aus Glas, PVC und PET. Tatsächlich können solche Wasserflaschen vor der Entsorgung mehr als 100 Mal nachgefüllt werden.

More Similar Posts

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fill out this field
Fill out this field
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
You need to agree with the terms to proceed